Autor: admin

  • Mein eigener Weg zum Minimalismus

    Mein eigener Weg zum Minimalismus

    Vor einigen Jahren hätte ich mich selbst als „Shopaholic“ beschrieben.

    Wie für viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft fiel es mir leichter, mir etwas zu kaufen („ich gönn mir etwas“), um mich abzulenken, zu belohnen, mich (kurzzeitig) glücklicher zu fühlen, als mich mit mir selbst auseinander zu setzen.

    Jeder hat seine Gründe

    Am Ende meiner zweiten Schwangerschaft ist mein Sohn in utero verstorben. Dadurch wurde eine Zäsur in meinem Leben gesetzt. Kurze Zeit später erkrankte meine Mutter an Krebs. In dieser Zeit begann ich erst so richtig, unbewusst Konsum als Allzweckwaffe gegen schlechte Gefühle, Ängste und Sorgen einzusetzen.

    Wenige Jahre später starb meine Mutter und hinterließ mir als Einzelkind ihren gesamten Hausstand zur Auflösung. Meine Mutter war ein Ästhet, aber auch ein Sammler, und so hatten sich in ihrem Haushalt unzählige für sich genommen schöne Gegenstände angesammelt, mit denen ich nun umgehen musste. Mein erster Impuls war selbstverständlich der einer jeden guten Tochter: alles zu behalten. Aber kein noch so großes Haus kann einen weiteren Haushalt einfach aufnehmen. Und kein noch so ähnlicher Geschmack erlaubt es, zwei Generationen an Dingen einfach miteinander zu kombinieren. Das wurde mir schnell klar, als ich den ersten Karton aus ihrer Wohnung in unserem Zuhause ausgepackt hatte.

    Alles in allem habe ich viele viele Tage (und Nächte) gebraucht, um durch alle hinterlassenen Dinge durchzugehen, jeden Gegenstand (und mich selbst) zu prüfen und zu entscheiden, was ich damit machen möchte. Und diese Entscheidungen waren wirklich schwer, denn ich hatte dabei auch immer im Kopf, welche Bedeutung die Dinge für meine Mutter hatten. Wie konnte ich etwas, dass für sie so wertvoll gewesen war, einfach weggeben?

    Wohin mit all dem Überfluss

    Eine Freundin, die mein Hadern miterlebte, empfahl mir ein Buch, Marie Kondo: Magic Cleaning, das mir helfen sollte, die Dinge leichter loszulassen. Und das tat es, weil es mir ein paar entscheidende, neue Gedankenansätze zeigte:

    Für manche mögen solche Erkenntnisse einfach und intuitiv zugänglich sein, für mich waren sie es nicht.

    Ein Gegenstand kann seine Aufgabe (für mich) erfüllt haben, allein dadurch, dass er einer anderen Person (in diesem Fall meine Mutter) Freude bereitet hat, sei es durch den Kauf, das Besitzen, das Nutzen oder auch das Weitergeben. Ich musste als Erbe, der den Gegenstand übernimmt, nicht auch einen Nutzen daraus ziehen, diesen weiter besitzen. Ich durfte einfach loslassen, auch wenn es sich um eine ungetragene Mütze handelte oder ein ungelesenes Buch, und musste nicht die (auf den ersten Blick) unvollendete Aufgabe erfüllen, indem ich die Mütze trage oder das Buch lese.

    Noch schwieriger war der Umgang mit Erinnerungsstücken der Familie und all den kleinen Figuren und Dekorationsgegenständen meiner Mutter, die mich schon als Kind begleitet hatten.

    Erstere waren von Generation zu Generation weitergegeben worden, um schließlich bei mir zu landen. Durfte ich mir da wirklich erlauben, sie einfach loszulassen, weil ich sie als belastend empfand? Hatte ich nicht die Aufgabe, diese ebenfalls zu konservieren und an meine Kinder weiterzugeben?? Bis heute habe ich für mich noch nicht alle Antworten auf diese Fragen gefunden.

    Und gerade bei den vielen anderen Dingen, die auch in mir Erinnerungen weckten, musste ich begreifen, dass die Erinnerung nicht in den Dingen lag, sondern in mir. Die Dinge waren allenfalls Trigger dafür.

    Loslassen für mehr Freude

    Am Ende konnte ich über 90 % der Dinge loslassen und kam noch immer mit drei Möbelstücken und zehn Umzugskartons nach Hause. Der Großteil der genannten 90 %, die ich nicht behalten habe, fand Dank eines umfangreichen Flomarkts ein neues Zuhause. Das war ein unglaublich schönes Gefühl. Die Freude von anderen an den Dingen zu sehen, die meiner Mutter gehört hatten, und das Gefühl des Gebens (statt Konsumierens).

    Von den zehn Kartons sortiere ich noch immer regelmäßig Dinge aus, weil ich merke, dass vieles nicht zu mir passt und mir keine Freude macht. Und mit jedem Teil, das ich weggeben kann, fühle ich mich wieder freier und leichter.

    Die Erkenntnisse, die ich durch die Lektüre von Marie Kondos Büchern (es gab damals schon einen Teil 2) gewonnen habe, wendete ich dann auch auf meinen eigenen Besitzstand an. Und musste erkennen, dass ich selbst auch schon auf dem besten Wege zu einem prall gefüllte Haushalt wie dem meiner Mutter war (natürlich hatte sie dreißig Jahre Vorsprung). Und ich begann, mein Konsumverhalten zu hinterfragen und meine Schränke auszumisten.

    Nach dem Aufräumen folgt Minimalismus?

    Nach den ersten eigenen „Erfolgen“ und mehr Wohlgefühl in unserem Haus streckte ich meine Fühler weiter aus und stolperte über den Begriff „Minimalismus“ und den Blog von „The Minimalist“.

    Zunächst fühlte es sich bei der Auseinandersetzung damit, anders als bei den Büchern von Marie Kondo, für mich so an, als wollte man mir etwas wegnehmen. Ich „sollte“ mein Hab und Gut verringern, selbst die Dinge, die mir vielleicht Freude machen?!

    Anfänglich könnte man meine Faszination für den Minimalismus daher als „Faszination des Grauens“ beschreiben. Leben nur mit dem Nötigsten klingt für die Tochter einer Maximalistin eher erschreckend, wenngleich ich zu diesem Zeitpunkt ja schon die beängstigende Zukunft der ständigen Akkumulation gesehen habe.

    Weiterhin habe ich aber zu Beginn die Zielsetzung des Minimalismus nicht wirklich verstanden. Es geht nicht notwendigerweise darum, besonders wenige Dinge zu besitzen, sondern herauszufinden, was einen im Leben weiterbringt und was einen behindert.

    Besitz belastet

    „Besitz belastet“ war immer ein Satz meines Vaters. Als Studentin mit weniger als zehn Umzugskartons an Besitzstand habe ich mich immer über diesen Satz geärgert. Konnte ich mir doch selten etwas neues zum Anziehen oder neue Schuhe kaufen und hatte aus Geldmangel so wenig, nicht aus einer freien Entscheidung heraus.

    Aber letztlich ist die Aussage richtig. So kann jede noch so ersehnte Sache, hat man sie erst, zu einer Belastung werden. Minimalismus fordert uns dazu auf, zu prüfen, ob die mit allem im Leben einhergehenden Nachteile durch die persönlichen Vorteile aufgewogen werden.

    Ein Kleidungsstück kostet nicht nur Geld, sondern muss nach Hause gebracht werden, muss einsortiert und aufbewahrt werden, muss gepflegt werden und irgendwann möglicherweise auch wieder weitergegeben, recycelt oder entsorgt werden. Das klingt nicht so schlimm, aber mit jedem weiteren Gegenstand, der Einzug in unser Leben findet, wird dieser Aufwand weiter erhöht. Und unser Leben immer mehr davon beherrscht.

    Weniger ist mehr

    Minimalismus soll uns als Tool helfen, diesen Aufwand wieder zu verringern, indem wir all das entfernen, was uns nicht zumindest einen echten Mehrwert (in welcher Form auch immer) beschert. Um bei dem Beispiel des Kleiderschranks zu bleiben: wenn sich darin nur Kleidungsstücke finden, die ich regelmäßig gerne (!) trage, weil ich mich darin wohl fühle, dann muss ich mich in gleicher Weise um diese kümmern.

    ABER ich habe einen Benefit, nämlich Kleidung, die mich in meinem Leben unterstützt. All die zusätzlichen Kleidungsstücke, die sich in vielen unserer Schränke finden, ungetragen, weil zu klein, zu groß, gekauft, weil im Sale oder geschenkt bekommen (oder oder oder), brauchen ebenfalls Aufmerksamkeit, nehmen Platz weg und belasten uns im mentalen Hintergrund, ohne dass wir hier einen Mehrwert haben. Aber jemand anderes könnte einen Nutzen hiervon haben…

    Daher lohnt sich die Mühe, den eigenen Besitzstand zunächst einmal dahingehend zu prüfen, was wir wirklich brauchen, und uns von Dingen zu trennen, die wir nicht (mehr) benötigen. Ich nenne das immer: „neue Freunde für meine nicht mehr benötigten Sachen finden“. In der Regel finde ich immer jemanden, der noch etwas damit anfangen kann, sei es Kleidung, Schuhe oder Haushaltsgegenstände, Bücher etc., da ich meine Sachen sehr pfleglich behandele.

    Minimalismus heißt Bewusstheit

    Die wichtigere Seite des Minimalismus ist aus meiner Sicht aber nicht das Loslassen der Dinge, die man schon hat, sondern das Loslassen von Dingen, die noch gar nicht Einzug in mein Leben gehalten haben – sprich: weniger und bewussteren Konsum.

    Kleine Challenges, wie einen Monat NICHTS außer Lebensmittel und lebensnotwendige Haushaltsgegenstände wie Toilettenpapier oder dergleichen zu kaufen, zeigen einem die eigenen Schwächen auf. Wann habe ich das Bedürfnis, etwas zu kaufen? Welche Auslöser braucht es, damit ich kaufe? Wie kann ich mich vor diesen unbewussten von externen Umständen ausgelösten Kaufentscheidungen lösen?

    Und im Laufe der Zeit wurde aus meinem inneren Widerstand gegen das Loslassen ein neugieriges Experimentieren („worauf kann ich verzichten?“). Und ich habe angefangen zu begreifen, dass ich nicht erst dann ein Minimalist sein kann, wenn ich nur noch zwei Paar Schuhe, eine Hose und drei T-Shirts besitze, sondern es damit beginnt, bewusste Entscheidungen für und gegen Dinge zu machen.

    Ausgehend von diesen ersten Erfahrungen, lässt sich das Werkzeug „Minimalismus“ auch auf alle anderen Lebensbereiche anwenden. Für mehr Leichtigkeit im Hier und Jetzt…

  • MINIM wie Minimalismus

    MINIM wie Minimalismus

    Minimalismus (engl.: Minimalism) wurde im den 50/60er Jahren zunächst vor allem als Architekturstil sowie als Kunstgattung bekannt. So findet man Minimalismus beispielsweise in der zeitgenössischen Musik, der Kunst und der Literatur.

    Eine Kunstform?

    Im Kreativbereich drückt sich der Minimalismus durch die Reduktion auf einfache Formen, eine Geschichtenerzählform ohne ausschmückende Adverbien, ohne das Beschreiben von Emotionen oder eine sehr einfache bis asketische Formensprache ohne Ornamente oder Dekorationselemente, dafür mit nackten unverkleideten Materialien aus.

    Ein bekanntes Beispiel in der Kunstszene ist einer meiner Lieblingsmaler, Yves Klein, der durch seine monochromen Bilder weltberühmt wurde, und mit dem Yves Klein Blau eine eigene Farbe kreierte, wie nachfolgend gezeigt (Yves Klein: IKB 191 (1962)).

    Simple Life

    Der Minimalismus, auf den ich mich mit MINIM beziehen möchte, nämlich der Lebensstil des Einfachen Lebens (simple life movement), hat jedoch durchaus einiges mit der Umsetzung in den vorstehend genannten Gattungen gemein, nämlich das bewusste Weglassen mit dem Ziel, mehr Raum (und Aufmerksamkeit) für das zu schaffen, was bleibt.

    Simple Life in der Geschichte

    Neu ist diese Bewegung nicht, auch wenn sie gerade in unserer heutigen Zeit durch die ständige Reizüberflutung, der viele Menschen heute ausgesetzt sind (und sich selbst aussetzen) und dem marketinggepushten (Über-)Konsum wieder an Bedeutung gewonnen hat.

    Aber auch schon in der Antike finden sich berühmte Beispiele von Philosophen, die sich bewusst dafür entschieden haben, ihr Leben auf das für sie wesentliche Minimum zu reduzieren, wie beispielsweise der Kyniker Diogenes von Sinope, der den überlieferten Anekdoten nach gelegentlich in einer Tonne genächtigt haben soll.

    Auch im religiösen Kontext findet man „die Einfachheit“ als erstrebenswertes Ziel oder als einzigen Weg zur Erfüllung oder Erleuchtung.

    Ein berühmtes Beispiel ist hier der Buddha, Siddhartha, der aus einer Adelsfamilie stammend mit 29 Jahren seine Frau Yasodhara, den Palast und das Reich seiner Eltern verließ und zunächst das Leben eines Asketen führte. Er erlernte Yoga und Meditation und suchte in der damals verbreiteten Schmerzaskese nach Antworten auf seine Fragen, jedoch ohne Erfolg. Nach sechs Jahren, dem Hungertod nahe, erkannte er, dass dies nicht der Weg zur Befreiung sein könne und führte fortan das Leben eines Bettelmönches, der sich vor allem in der Meditation übte, aber nicht mehr in strenger Askese („Weg der Mitte“).

    Selbstverständlich finden sich noch viele weitere Beispiele in anderen Weltreligionen, zumal Bescheidenheit fast überall als Tugend gegenüber den Untugenden Gier und Übermaß definiert wird.

    Muss ich auf alles verzichten?

    Oft wird Minimalismus mit Konsumverzicht gleichgesetzt, aber diese Interpretation greift nach meinem Verständnis zu kurz. Nicht der Verzicht steht im Vordergrund, auch wenn dieser eine logische Konsequenz sein kann, sondern das Besitzen (und damit auch Kaufen) mit einer klaren Absicht – bewusst. Der Ausgangspunkt findet sich in der Auseinandersetzung mit den eigenen Zielen und Werten. Basierend darauf kann man selbst bewerten, welche Besitztümer (am Beispiel von dinglichem Ballast) einen in der Verfolgung dieser Ziele und Verwicklung des eigenen Wertesystems unterstützen – oder eben nicht.

    Durch den Verzicht oder vielmehr das Weglassen oder Loslassen der Dinge, die einem im Weg sind statt zu unterstützen, gelangt man dazu, dem Rest mehr Raum geben zu können, wie beispielsweise der eigenen Kreativität.

    Minimalismus beschränkt sich aber selbstverständlich nicht auf Besitztümer, weil nicht nur Dinge einem im Weg sein können… Hierzu gerne in weiteren Beiträgen.

    Zunächst möchte ich auch hier unbedingt einen Blog/Podcast empfehlen: The Minimalists – viel Freude beim Reinhören.

  • Modern Yoga – Woher kommt unser heutiger Yoga?

    Modern Yoga – Woher kommt unser heutiger Yoga?

    Yoga, wie wir ihn in der westlichen Welt heute kennen, ist vor allem eine moderne Variante von Hatha Yoga, d.h. eine Asana-Praxis in der unterschiedliche Körperhaltungen, sogenannte „Āsana“ eingenommen werden. Die populärsten Haltungen sind unter anderem der Baum („Vrkshasana“) oder der herabschauende Hund („Adho Mukha Shvanasana“), deren Darstellung nahezu jedes Kind heutzutage mit dem Begriff „Yoga“ in Verbindung bringt.

    Vom Sitz zum Kopfstand

    Interessanterweise bezeichnet im Kontext der original Schriften, beispielsweise in der Buddhacarita oder den Yoga Sutras von Pātañjali, der Begriff „Āsana“ (nachfolgend vereinfacht als „Asana“ geschrieben) meist eine bestimmte Körperhaltung, nämlich den Sitz oder eine Art zu sitzen. Das Wort selbst hat „ās“ als Wurzel, welches als “sitzen”, aber auch als “verweilen” übersetzt werden kann. 

    Ältere Yogastile und -schulen beschäftigten sich weitaus weniger mit dem Körper, sondern vielmehr mit dem Geist und, vereinfacht gesagt, mit der Möglichkeiten diesen zur Ruhe zu bringen. So ist die Praxis, die in den Yoga Sutras von Pātañjali beschrieben wird, viel näher an einer Askese als an einer körperbetonten Praxis, wie sie uns heute geläufig ist.

    Aber schon vor den Anfängen des modernen Yoga entwickelten sich vor mehreren hundert Jahren unterschiedliche Körperhaltungen, zunächst als Varianten eines Sitzes, wie beispielsweise der Lotussitz („Padmāsana“) oder der Heldensitz, die in der Goraksha Samhita einer der ältesten Schriften des Hatha Yoga auftauchen.

    Dieser Text wird heute etwa auf 900 bis 1.000 n. Chr. datiert und enthielt insgesamt 84 Haltungen. Hinzu kamen die sitzende Vorwärtsbeuge (Pashimottanasana), der Stock („Ddaṇḍāsana“) oder oder auch die Abschlussstellung fast jeder heutigen Yoga-Klasse, „Savāsana“. Diese Haltungen und einige mehr sind später in den bekanntesten Text des Hatha Yoga, der Haṭha Yoga Pradīpikā (15. Jahrhundert n. Chr., nachfolgend vereinfacht „Hathapradipika“), eingeflossen, die die Bedeutung der 84 Haltungen nochmals bestätigt hat.

    Uns bekannte Haltungen wie die Kobra („Bhunjangasana“), der Fisch („Matsyasana“), das Kamel („Ustrasana“) oder der Pfau („Mayurasana“) finden sich später in der Gheranda Samhita (im 17. Jhd. n. Chr.). Der berühmte Kopfstand („Shirshasana“) wurde indes nicht mit seinem heute geläufigen Namen in den alten Schriften des Hatha Yoga beschrieben, sondern wie beispielsweise in der Gheranda Samhita: „Man stelle den Kopf auf die Erde und ebenso das Händepaar, und verweile standhaft mit hochgerichteten Beinen. Dies ist Viparita Karani.“

    Ist Hatha Yoga gleich Hatha Yoga?

    Der Begriff Hatha Yoga, wie er oft heute für Studioklassen verwendet wird, bezeichnet in der Regel eine Yogasana-Praxis, in der die einzelnen Asanas mehrere Atemzüge gehalten werden und bei der diese nicht notwendigerweise miteinander verbunden sein müssen (im Unterschied zum Vinyasa-Yoga). Diese Verwendung des Begriffs ist jedoch nicht gleichbedeutend für den Hatha Yoga gemäß den alten Schriften.

    Letztere beschreiben neben den Asanas, auch Pranayama-Übungen (Atemtechniken), die Verwendung von Mudras (symbolische Handgesten Handbewegung, Handstellung), von Bandhas (Muskelverschlüsse zur Lenkung von Prada im Körper), Krya-Anwendungen (Reinigungsübungen) und natürlich Meditationstechniken.

    Yogaphilosophie nach Patanjali

    Während viele Yogaklassen insbesondere in Fitness-Studios heutzutage ihren Fokus auf die Körperarbeit lenken, findet sich in Yogastudios oft auch ein Rahmen, der die Yogaphilosophie einbindet. Die im modernen Yoga wichtigste Grundlage für die dabei vermittelten Bilder bilden dabei die Yoga Sutras von Patanjali. Diese Schrift hat erst mehrere hundert Jahre nach ihrer vermuteten Entstehung (ca. 2. bis 5. Jhd. n. Chr.) etwa um 1.000 n. Chr. viele andere zu der Zeit in der Entwicklung des Yoga bedeutendere oder in Indien geläufigere Schriften abgelöst. Heute wird Patanjali in vielen Teilen Indiens als Gott des Yoga verehrt und die Yoga Sutras gelten als Standardwerk für Yogalehrer-Ausbildungen in der ganzen Welt.

    Gegensätze ziehen sich an

    Insgesamt wird unsere Praxis in der modernen Welt somit von zwei an sich sehr gegensätzlichen Ansätzen des Yoga geprägt, die jedoch schon in der Vergangenheit immer mehr verwebt wurden: Auf der einen Seite eine Schrift, die sich primär an Asketen wendete, die sich durch einen Rückzug von allem Weltlichen und unter Überwindung ihres Körpers dem achtgliedrigen Weg mit dem Ziel des Samadhi (vollständige Ruhe des Geistes) widmen sollten, und auf der anderen Seite ein deutlich jüngeres Konzept, in dem der Körper eine wichtige Rolle bei der Praxis spielt, um Energien im Körper (Prana) zu lenken.

    Fazit

    Schon aus diesem sehr knappen Abriss der Geschichte und der Ursprünge unseres modernen Yogas wird klar, wie sich der Yoga immer und immer wieder verändert hat. Wie unterschiedliche Traditionen sich an unterschiedlichen Empfängern ausrichteten und voneinander abweichende Mittel zur Erreichung verschiedener Ziele einsetzten. Die Schwerpunkte in der Praxis haben sich im Laufe der Jahrhunderte also immer wieder verschoben. Es gibt ihn folglich nicht, den einen „richtigen“, klassischen oder traditionellen Yoga, sondern gerade in dieser Wandlungsfähigkeit ist vielleicht eine Stärke zu sehen. Denn wie sich die Zeiten verändern, entwickeln sich auch die Bedürfnisse der Menschen weiter.

    Heute ist das Thema „Stress“, der nicht mehr an bestimmte (reale) Gefahrensituationen geknüpft ist, sondern bei vielen Menschen auf einem dauerhaft hohen Pegel verbleibt, eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen. So verwundert es auch nicht, dass der moderne Yoga nicht primär einen spirituellen Charakter aufweist, sondern als Mittel zur Stressreduktion bekannt ist.

  • Yoga in der Welt

    Yoga in der Welt

    Yoga heute

    Heutzutage schätzt man die Zahl der praktizierenden Yogis und Yoginis auf etwa 250 bis 300 Millionen, darunter 15 bis 35 Millionen in den USA und 2,5 bis 3 Millionen allein in Frankreich (Quelle: Marie Kock: „Yoga une historie-monde“ ISBN: 978-2-266-31600-2). Die Zahl ist eine sehr grobe Schätzung, da sich Yoga kaum kategorisieren lässt.

    In der Praxis gibt es Yoga als Sportübung, wie es beispielsweise in Sportvereinen und Fitness-Studios angeboten wird. Daneben fallen aber auch Meditationsmethoden, Andachtsübungen, das Chanten von Mantren (Khirtan) und vieles mehr unter das System Yoga. So ungenau die genannten Zahl an weltweit praktizierenden Yogis und Yoginis auch sein mag, so klar ist zumindest, dass diese ständig wächst. Yoga boomt. Insbesondere in der westlichen Welt.

    Blickt man nach Indien, erkennt man, dass das westliche moderne Yoga aus den USA und Europa in seinem Ursprungsland ebenfalls die Praxis verändert und prägt. Selbst die Aussprache des Sanskrit-Begriffs YOGA, bei dem das „a“ eher lautlos ist, hat sich zum westlich ausgesprochenen YogA (mit deutlichem „a“ am Ende) gewandelt – so ist der moderne Yoga in Indien quasi ein Re-Import.

    Der moderne Yoga

    Aber auch das moderne Yoga hat seine Anfänge in Indien genommen, wo charismatische Lehrer, sogenannten Gurus („Guru“bedeutet im Sanskrit und anderen aus dem Sanskrit abgeleiteten Sprachen wie Hindi, Bengali und Gujarati „Lehrer“) Yoga als nationales Kulturgut gefördert und in den wohlhabenderen Westen exportiert haben.

    Der Yoga wurde hierzu zunächst „reingewaschen“ von allem Okkultem und Anrüchigen, das den Yoga und den „Yogi“ in einigen Epochen umgeben hatte. In diesem Zusammenhang lohnt sich die nähere Auseinandersetzung mit der indischen Geschichte, um auch die unterschiedlichen Epochen des Yoga oder vielmehr der unterschiedlichen Yoga-Traditionslinien im Kontext der Geschichte besser verstehen zu können.

    Betrachtet man den modernen Yoga und seine unterschiedlichen Stile, wie Vinyasa Yoga, Ashtanga Yoga und Iyengar Yoga, so wird klar, dass bei dem Exportschlager Yoga vor allem die körperliche Asana-Praxis im Vordergrund stand.

    Ausblick

    Neben der spannenden Geschichte des modernen Yoga ist auch die Auseinandersetzung mit der weiter zurückliegenden Geschichte des Yoga lohnenswert. Das Gebiet des Yoga ist, und das wird schnell klar, ist groß genug, dass man ein Leben damit verbringen kann, sich hiermit zu beschäftigen, ohne jemals alles über Yoga gelesen, entdeckt oder durchdrungen zu haben.

    Für einen ersten Überblick empfehle ich für Interessierte und Frankophile:

    https://www.radiofrance.fr/franceculture/podcasts/lsd-la-serie-documentaire/le-yoga-a-la-conquete-de-l-ouest-1787466

  • Was ist MINIM YOGA

    Was ist MINIM YOGA

    MINIM YOGA ®

    Zwei Konzepte: Minimalismus + Yoga

    Ein Ziel: Loslassen

    Yoga kann je nach Kontext eine Methode oder ein Werkzeug sein, ein Sport, eine Philosophie, Teil einer spirituellen Praxis und vieles mehr.

    Für mich ist es ein Weg, herauszufinden, wer man ist, was einem wichtig ist, und schließlich all das loszulassen, was einen daran hindert, seine Werte zu leben und den wichtigen Dingen Zeit und Raum zu geben.

    Minimalismus hat eine ganz ähnliche Zielsetzung und bietet uns ebenfalls die Möglichkeit unser Leben auf das für uns Essentielle zu reduzieren.

    „MINIM YOGA“ beschreibt somit ein Konzept oder eine Praxis, die den Minimalismus im Zusammenhang mit Yoga betont.


    Schlüsselprinzipien von MINIM YOGA ®

    Vereinfachung der Praxis:

    Konzentration auf einige wenige Schlüssel-Asanas (Haltungen) anstelle komplexer Abfolgen, was eine tiefere Erforschung jeder Haltung ermöglicht. Dies entspricht der Philosophie des Minimalismus: Weniger ist mehr.

    Konzentration auf das Wesentliche:

    Konzentration auf die grundlegenden Aspekte des Yoga – Atembeobachtung und Atemkontrolle (Pranayama), Meditation und ethische Praktiken – und nicht auf die körperliche Ausführung fortgeschrittener Stellungen.

    Achtsame Praxis:

    Yoga mit Achtsamkeit zu praktizieren, Ablenkungen zu beseitigen und sich auf den Moment zu konzentrieren, ähnlich wie der Minimalismus dazu ermutigt, den Lärm des Lebens zu reduzieren, um Klarheit zu schaffen.


    Philosophische Ausrichtung:

    Aparigraha (Nicht-Greifen/Nicht-Besitznahme): Eine der Yamas (ethische Disziplinen) des Yoga, die direkt mit dem minimalistischen Prinzip des Nicht-Anhaftens an materiellen Gütern korreliert. Das Loslassen ist jedoch nicht auf das materiell Greifbare beschränkt.


    Einfachheit für das Wohlbefinden:

    Beide Praktiken plädieren für Einfachheit, um die geistige und körperliche Gesundheit zu fördern. MINIM YOGA ® kann als Yoga-Minimalismus angesehen werden, eine Praxis, die nicht nur den physischen Raum und den Geist entrümpelt, sondern auch die Yogapraxis selbst auf ihren wohltuendsten Kern vereinfacht. Kulturell und zeitgenössisch.

    In meiner Praxis und meinem Unterricht führe ich diese Prinzipien von YOGA und MINIMALISMUS zusammen, durch eine gut angeleitete Asana-Praxis, in der man aus dem Kopf zunächst in unseren Körper und dadurch ins Hier und Jetzt zurückfinden kann, um von dort aus in einer meditativen Praxis mit kleinen gedanklichen Impulsen erkennen zu können, worauf es (einem selbst) ankommt.

    Wo findest Du mich?

    Falls Du Interesse an mehr Informationen hierzu hast, bleibe dabei und folge meinem Blog. Ich plane einigermaßen regelmäßig sowohl zu Yoga als auch zu Minimalismus zu schreiben.

    Für eine gemeinsame Yoga-Praxis, darfst Du mich gerne auch über unser Kontaktformular kontaktieren, insbesondere wenn Du im Münchner Süden bist.

  • Let that shit go!

    Let that shit go!

    Yoga ist kein Allheilmittel gegen Stress, keine Geheimwaffe gegen das Unglücklichsein, keine Universallösung für all unsere Probleme. Ebensowenig Minimalismus.

    Und doch können wir durch beides lernen, unseren Griff ein wenig zu lockern und loszulassen… für mehr Wohlbefinden und einen anderen Blick auf die Welt und unseren Platz darin.

    „That shit“ damit meine ich all die Dinge und Gedanken, die uns zurückhalten, die uns beschäftigen und damit unsere Zeit und unseren Gedankenraum besetzen, die uns daran hindern, unsere Ressourcen für das einzusetzen, was uns wichtig ist, die uns klein halten, die uns in einen ständigen Zustand von Stress bringen, die uns das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein, uns verbessern zu müssen, die uns in unserer Entfaltung zurück- oder auch nur vom Schlafen abhalten.

    Wir können das einfach loslassen.

    Dafür ist es jedoch zunächst notwendig, zu erkennen, was für einen selbst in diese Kategorie fällt. Denn anders als eine zu heiße Tasse oder eine bisswütige Schlange, ist es nicht immer so offensichtlich, welche Dinge oder Gedanken ich loslassen möchte, und vor allem auch WIE.

    Yoga unterlag seit jeher immer dem Wandel der Zeit und damit gibt es nicht das eine oder vielmehr den einen Yoga. Aber es gibt aus unterschiedlichsten Traditionslinien des Yoga unterschiedlichste Tools, die wir nutzen können, um das Loslassen zu lernen: Asanapraxis, Pranayama, Meditation, Bhaktiyoga, um nur ein paar heute noch immer populäre Beispiele zu nennen.

    In unserer westlichen Welt ist der Zugang zum Yoga für die meisten von uns über die Asanapraxis, d.h. das körperbezogene Einnehmen von Haltungen (Asana) am einfachsten. Und allein dieser Aspekt vom Yoga bringt unzählige Vorteile, vorausgesetzt man findet einen guten Lehrer (m/w/d) um einen gesunden und körpergerechten Einstieg zu finden.

    Also rauf auf die Matte…

    Um Dich zu spüren, zu erfahren, durchzuatmen und loszulassen.

    Auf dieser Seite wirst Du hoffentlich mehr über Yogastile, Yogageschichte, Minimalistische Ideen, Achtsamkeit und und und erfahren können. Und vielleicht, wenn Du zufällig im Süden Münchens lebst, willst Du auch einfach mal eine Stunde Personal Yoga mit mir ausprobieren. Dann melde Dich gerne per E-Mail bei mir: contact@minimyoga.com

    Punarmilāmi.