Minimalismus (engl.: Minimalism) wurde im den 50/60er Jahren zunächst vor allem als Architekturstil sowie als Kunstgattung bekannt. So findet man Minimalismus beispielsweise in der zeitgenössischen Musik, der Kunst und der Literatur.
Eine Kunstform?
Im Kreativbereich drückt sich der Minimalismus durch die Reduktion auf einfache Formen, eine Geschichtenerzählform ohne ausschmückende Adverbien, ohne das Beschreiben von Emotionen oder eine sehr einfache bis asketische Formensprache ohne Ornamente oder Dekorationselemente, dafür mit nackten unverkleideten Materialien aus.
Ein bekanntes Beispiel in der Kunstszene ist einer meiner Lieblingsmaler, Yves Klein, der durch seine monochromen Bilder weltberühmt wurde, und mit dem Yves Klein Blau eine eigene Farbe kreierte, wie nachfolgend gezeigt (Yves Klein: IKB 191 (1962)).
Simple Life
Der Minimalismus, auf den ich mich mit MINIM beziehen möchte, nämlich der Lebensstil des Einfachen Lebens (simple life movement), hat jedoch durchaus einiges mit der Umsetzung in den vorstehend genannten Gattungen gemein, nämlich das bewusste Weglassen mit dem Ziel, mehr Raum (und Aufmerksamkeit) für das zu schaffen, was bleibt.
Simple Life in der Geschichte
Neu ist diese Bewegung nicht, auch wenn sie gerade in unserer heutigen Zeit durch die ständige Reizüberflutung, der viele Menschen heute ausgesetzt sind (und sich selbst aussetzen) und dem marketinggepushten (Über-)Konsum wieder an Bedeutung gewonnen hat.
Aber auch schon in der Antike finden sich berühmte Beispiele von Philosophen, die sich bewusst dafür entschieden haben, ihr Leben auf das für sie wesentliche Minimum zu reduzieren, wie beispielsweise der Kyniker Diogenes von Sinope, der den überlieferten Anekdoten nach gelegentlich in einer Tonne genächtigt haben soll.
Auch im religiösen Kontext findet man „die Einfachheit“ als erstrebenswertes Ziel oder als einzigen Weg zur Erfüllung oder Erleuchtung.
Ein berühmtes Beispiel ist hier der Buddha, Siddhartha, der aus einer Adelsfamilie stammend mit 29 Jahren seine Frau Yasodhara, den Palast und das Reich seiner Eltern verließ und zunächst das Leben eines Asketen führte. Er erlernte Yoga und Meditation und suchte in der damals verbreiteten Schmerzaskese nach Antworten auf seine Fragen, jedoch ohne Erfolg. Nach sechs Jahren, dem Hungertod nahe, erkannte er, dass dies nicht der Weg zur Befreiung sein könne und führte fortan das Leben eines Bettelmönches, der sich vor allem in der Meditation übte, aber nicht mehr in strenger Askese („Weg der Mitte“).
Selbstverständlich finden sich noch viele weitere Beispiele in anderen Weltreligionen, zumal Bescheidenheit fast überall als Tugend gegenüber den Untugenden Gier und Übermaß definiert wird.
Muss ich auf alles verzichten?
Oft wird Minimalismus mit Konsumverzicht gleichgesetzt, aber diese Interpretation greift nach meinem Verständnis zu kurz. Nicht der Verzicht steht im Vordergrund, auch wenn dieser eine logische Konsequenz sein kann, sondern das Besitzen (und damit auch Kaufen) mit einer klaren Absicht – bewusst. Der Ausgangspunkt findet sich in der Auseinandersetzung mit den eigenen Zielen und Werten. Basierend darauf kann man selbst bewerten, welche Besitztümer (am Beispiel von dinglichem Ballast) einen in der Verfolgung dieser Ziele und Verwicklung des eigenen Wertesystems unterstützen – oder eben nicht.
Durch den Verzicht oder vielmehr das Weglassen oder Loslassen der Dinge, die einem im Weg sind statt zu unterstützen, gelangt man dazu, dem Rest mehr Raum geben zu können, wie beispielsweise der eigenen Kreativität.
Minimalismus beschränkt sich aber selbstverständlich nicht auf Besitztümer, weil nicht nur Dinge einem im Weg sein können… Hierzu gerne in weiteren Beiträgen.
Zunächst möchte ich auch hier unbedingt einen Blog/Podcast empfehlen: The Minimalists – viel Freude beim Reinhören.
Schreibe einen Kommentar